Jährlich werden in Deutschland etwa 65.000 neue Fälle von Prostatakrebs diagnostiziert, was ihn zur am häufigsten diagnostizierten Krebserkrankung bei Männern macht. Die Wahrscheinlichkeit, an Prostatakrebs zu erkranken, steigt mit dem Alter signifikant an. Die meisten Diagnosen betreffen Männer über 50 Jahre.

Obwohl erbliche Faktoren nur in seltenen Fällen als Hauptursache gelten, können sie das Risiko einer früheren Erkrankung erhöhen. Besonders in Familien, in denen Fälle von Prostata- oder Brustkrebs gehäuft auftreten, sollte ein erhöhtes Bewusstsein für Früherkennungsmaßnahmen bestehen.

Prostatakrebs Symptome:
Woran erkenne ich, ob ich Prostatakrebs habe?

Bei Prostatakrebs treten Symptome oft erst in fortgeschrittenen Stadien auf und können von Mann zu Mann variieren. In den frühen Phasen der Erkrankung sind Beschwerden selten, da der Tumor auf die Prostata begrenzt ist und noch keine äußeren Anzeichen hervorruft. Es ist jedoch wichtig, auf folgende Warnsignale zu achten:

  • Schwierigkeiten beim Wasserlassen sind ein typisches Spätsymptom. Dazu zählen ein schwacher Harnstrahl, das Gefühl einer unvollständigen Blasenentleerung oder häufige nächtliche Toilettengänge.
  • Blut im Urin oder Sperma kommt zwar weniger häufig vor, ist jedoch ein deutliches Warnsignal, das auf jeden Fall ernst genommen werden sollte.
  • Schmerzen im Beckenbereich oder in den Knochen können ein Hinweis auf ein fortgeschrittenes Stadium sein – insbesondere, wenn der Krebs bereits Metastasen gebildet hat.

Wichtig: Probleme beim Wasserlassen deuten nicht zwangsweise auf Prostatakrebs hin. Im Alter wächst die Innenzone der Prostata, so dass ein gutartiges Prostatasyndrom entstehen kann.

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Prostatakrebs Diagnose: Wie kann Prostatakrebs diagnostiziert werden?

Die Früherkennung von Prostatakrebs spielt eine entscheidende Rolle, da die Erkrankung in ihren Anfangsstadien oft keine Symptome zeigt. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, ab dem 50. Lebensjahr regelmäßige urologische Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch zu nehmen.

Die präventive Vorsorge kann nicht nur dazu beitragen, potenziellen Prostatakrebs frühzeitig zu erkennen. Die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung können unter Umständen verbessert werden.

Schlüssel zur Früherkennung:
Der PSA-Test

Der PSA-Test ist der wesentliche Bestandteil der Früherkennung. PSA – Abkürzung für das Prostataspezifische Antigen – ist ein Eiweiß, das von Zellen der Prostata produziert wird.

Während ein erhöhter PSA-Wert auf Prostatakrebs hinweisen kann, ist er nicht ausschließlich ein Indikator für die Krankheit. Schnelle Anstiege des PSA-Wertes oder Werte über einem bestimmten Schwellenwert erfordern eine Kontrolle und Abklärung.

Es ist wichtig, die Vor- und Nachteile des PSA-Tests mit Ihrem Urologen zu besprechen. Die Vorteile einer frühzeitigen Erkennung müssen gegen das Risiko einer Überdiagnose und möglicher Überbehandlung ungefährlicher Tumoren abgewogen werden. Nicht jeder erhöhte PSA-Wert bedeutet, dass ein klinisch signifikantes Prostatakarzinom vorliegt.

Hand in Handschuh hält PSA-Blutprobe mit positivem Ergebnis, weitere Probenröhrchen im Hintergrund
Drei MRT-Bilder des Beckenbereichs in verschiedenen Ansichten zur Diagnoseanalyse

Prostatakrebs Diagnose via Fusionsbiopsie

Im Rahmen der Prostatakrebsdiagnostik symbolisiert die Fusionsbiopsie einen fortschrittlichen Ansatz. Wenn nach vorherigen Untersuchungen ein Verdacht auf Prostatakrebs besteht oder weiterführende Abklärungen notwendig sind, wird häufig (noch) zu einer Biopsie geraten.

Die Kombination aus Magnetresonanztomografie (MRT) und Biopsie bietet signifikante Vorteile für Patienten.

Vorteile der MRT-gestützten Fusionsbiopsie:

  • Präzision: Durch die Nutzung detaillierter MRT-Bilder können Ärzte die Biopsie gezielter durchführen. So erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, repräsentative Proben aus auffälligen Bereichen der Prostata zu entnehmen.
  • Effizienz: In circa 30 % der Fälle kann der Prostatakrebsverdacht durch vorherige MRT-Untersuchungen ausgeräumt werden – was unnötige Biopsien vermeidet.
  • Patientensicherheit: Die gezielte Methode der Fusionsbiopsie verbessert die diagnostische Genauigkeit, da die Aggressivität des Tumors besser eingeordnet werden kann.

Eine MRT der Prostata vor der Biopsie fördert eine individuell abgestimmte Patientenversorgung und unterstützt Entscheidungen bezüglich der Notwendigkeit weiterer invasiver Verfahren.

Prostatakrebs Behandlung: Welche Optionen sind abzuwägen?

Die Diagnose eines Prostatakarzinoms erfordert eine sorgfältige Abwägung der Behandlungsoptionen. Evaluiert werden müssen unter anderem das Stadium der Erkrankung, die Risikofaktoren sowie die individuellen Umstände des Patienten.

In den folgenden Abschnitten wollen wir Ihnen eine Übersicht der verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten geben. Dabei bieten wir Ihnen jedoch lediglich einen Orientierungsrahmen, der keinesfalls eine persönliche Beratung ersetzen kann.

Active Surveillance (aktive Überwachung) ist eine Behandlungsstrategie für Männer mit einem lokal begrenzten Prostatakrebs, der biologisch als wenig aggressiv eingestuft wird (ISUP Grad 1 oder Gleason-Score 3+3=6).

Die Vorgehensweise zielt darauf ab, die Lebensqualität des Patienten durch den Verzicht auf invasive Behandlungen zu erhalten und mögliche Nebenwirkungen zu vermeiden.

Durchführung der Active Surveillance:

  • Initiale Bewertung: Nach der ersten Diagnose durch die Biopsie erfolgt eine regelmäßige Überwachung.
  • PSA-Monitoring: Alle drei bis sechs Monate wird der PSA-Wert im Blut überprüft, um frühzeitig Veränderungen feststellen zu können.
  • Jährliche Kontrolle: Nach einem Jahr wird eine erneute MRT-Untersuchung und gegebenenfalls eine Biopsie durchgeführt, um die Aggressivität des Tumors zu bewerten.

Sollten sich im Verlauf etwaige Anzeichen für eine Progression des Tumors zeigen, ermöglicht die Strategie ein rechtzeitiges Eingreifen. Die Effektivität der Active Surveillance ist durch zahlreiche Studien belegt und bietet den Vorteil, den Patienten vor den potenziellen Nebenwirkungen aggressiverer Therapien zu schützen.

Die operative Entfernung – auch als Prostatektomie – bekannt, kann entweder durch einen offenen chirurgischen Eingriff im Unterbauch oder durch eine minimalinvasive, roboterassistierte Methode mit dem DaVinci-Operationsroboter durchgeführt werden.

Eine Prostatektomie bietet sich bei einem lokal begrenzten Karzinom mit mittlerem Risiko an. Der Tumor ist auf das Organ begrenzt, biologisch aber im Mittelfeld der Aggressivitätsskala. Der PSA-Wert liegt unter 20ng/ml.

Bei einem lokal begrenzten Karzinom mit hohem Risiko ist der Tumor unter Umständen schon aus dem Organ herausgewachsen und beißt in die Kapsel oder die Samenbläschen. Biologisch handelt es sich zwar um einen aggressiven Tumor, eine Operation ist jedoch noch sinnvoll. Ist der Krebs lokal fortgeschritten und/oder in regionale Beckenlymphknoten metastasiert, muss gut diskutiert werden, ob eine Operation aus onkologischer Sicht noch sinnvoll möglich ist. Bestehen etwa Zweifel, dass eine Tumorfreiheit chirurgisch nicht erreicht werden kann oder der mögliche Binnenschaden zu groß ist, ist die Strahlentherapie die bessere Option.

Als Alternative zur Operation kann bei einem lokal begrenztem Prostatakarzinom mit mittlerem bis hohem Risiko eine Strahlentherapie in Erwägung gezogen werden.

Bei einem Prostatakarzinom mit hohem Risiko wird die Strahlentherapie mit einer hormonentziehenden Therapie kombiniert, um die Wirksamkeit zu steigern. Die Kombinationstherapie wird in der Regel für 2 bis 3 Jahre empfohlen.

Wenn Prostatakrebs metastasiert, also Streuungen im Körper bildet, ist eine Heilung oft nicht mehr möglich. Jedoch können moderne Therapieverfahren das Fortschreiten der Krankheit effektiv verlangsamen und dabei eine gute Lebensqualität für die Patienten erhalten.

Der Hormonentzug ist ein zentrales Element in der Therapie des Prostatakarzinoms. Der Behandlungsansatz zielt auf die Reduktion des männlichen Geschlechtshormons Testosteron und die Blockade des Androgenrezeptor-Signalweges ab.

Früher wurde die Reduktion durch eine chirurgische Entfernung der Hoden erreicht. Heutzutage kommen medikamentöse Methoden zum Einsatz, die den gleichen Effekt erzielen, indem sie die Ausschüttung von Steuerhormonen aus der Hirnanhangsdrüse unterbinden und den Androgenrezeptor blockieren.

Die moderne Hormonblockade bildet die Basis in der Behandlung des metastasierten Prostatakarzinoms und hat sich als wirksam in der Verlangsamung der Krankheitsprogression erwiesen.

Die Urologische Universitätsklinik bietet in Kooperation mit der Klinik für Nuklearmedizin neben der klassischen Chemotherapie auch moderne Behandlungsoptionen für Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom an. Neben der PSMA-PET Bildgebung umfasst dies die Therapie mit Radioliganden. Dabei werden Tumorzellen gezielt angegriffen und gesundes Gewebe weitestgehend geschont.

Alle notwendigen Voruntersuchungen werden in unserer Klinik oder durch die Fachkollegen der Nuklearmedizin durchgeführt. Gemeinsam mit Ihnen legen wir die für Sie passende Therapieform fest. Die Basis bilden eine umfassende Bewertung Ihrer individuellen Situation und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse.

Bei einem lokal-begrenzten Prostatakarzinom mit mittlerem Risiko sind aus onkologischer Sicht Prostatektomie und Strahlentherapie gleichwertig. Bedeutet: Die Heilungschancen werden bei beiden Methoden als gleich gut betrachtet.

Die Entscheidung für eine der beiden Optionen sollte in enger Absprache mit dem behandelnden Ärzteteam getroffen werden. Dabei müssen persönliche Präferenzen, mögliche Risiken und die spezifischen Umstände des Einzelfalls berücksichtigt werden.

Die Wahl der Behandlung bei einem lokal-begrenzten Prostatakarzinom mit hohem Risiko erfordert zuvor eine sorgfältige Ausbreitungsdiagnostik – hierbei nutzen wir die PSMA-PET Bildgebung, um das Vorhandensein von Metastasen auszuschließen.

medizinisches Personal in Operationskleidung mit Masken und Schutzbrillen im OP-Saal

Erfahren Sie mehr zum roboterassistierten Verfahren

PCO-Studie: Datenerfassung und Analyse der Behandlungsergebnisse

Durch kontinuierliche Datenerfassung und Analyse streben wir danach, unsere Behandlungsmethoden stetig zu optimieren und die Nebenwirkungen zu minimieren – insbesondere in Bezug auf Inkontinenz. Das Ziel: Die Lebensqualität unserer Patienten zu verbessern.

In der PCO-Studie überwachen wir die Ergebnisse unser Patienten und waren in den letzten Jahren immer unter den Topzentren in Deutschland platziert. Aktuell liegen wir in Bezug auf die Kontinenz auf dem geteilten Platz 1 aller zertifizierten Zentren.

Nebenwirkungen der Behandlung von Prostatakrebs

Die Klinik für Urologie legt großen Wert auf die umfassende Aufklärung und Betreuung ihrer Patienten. Die Nebenwirkungen lokaler Therapieverfahren bei Prostatakrebs spielen dabei eine große Rolle.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen nach einer Prostatakrebs-OP gehören:

  • Ungewollter Urinverlust (Inkontinenz): Inkontinenz ist eine mögliche Nebenwirkung – sowohl der operativen Entfernung der Prostata als auch der Strahlentherapie. Dank fortschrittlicher Techniken und Geräte konnte die Universitätsklinik Essen die Häufigkeit dieser Nebenwirkung deutlich reduzieren. Entscheidende Faktoren für eine erfolgreiche Prävention und Minderung von Inkontinenz sind eine sorgfältige Patientenauswahl, optimale Operationstechnik sowie frühes Beckenbodentraining.
  • Erektile Dysfunktion (Impotenz): Trotz modernster Operations- und Bestrahlungstechniken bleibt die erektile Dysfunktion eine häufige Nebenwirkung der Behandlung von Prostatakrebs. Die Ausprägung ist individuell unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab, was eine genaue Vorhersage erschwert.

Prostatakrebs – Nachsorge

Nach einer lokalen Therapie bei Prostatakrebs haben Patienten Anspruch auf Rehabilitationsmaßnahmen. Diese zielen darauf ab, sowohl die körperliche als auch die seelische Verfassung nach der Behandlung zu stärken. Ein besonderes Augenmerk lieg dabei auf der Wiederherstellung der Kontinenz.

Wir empfehlen, diese Angebote in Anspruch zu nehmen. Unser Sozialdienst berät Sie umfassend zu den verschiedenen Rehabilitationsmöglichkeiten.

Anschließend erfolgt die fachärztliche Tumornachsorge, in der regelmäßig eventuelle Beschwerden diskutiert sowie das Therapieergebnis mittels PSA-Wert-Überwachung kontrolliert wird. Nach einer Operation sollte der PSA-Wert nicht mehr nachweisbar sein, während er sich nach einer Strahlentherapie üblicherweise auf einem niedrigen Wert einpendelt.

Prostatakrebs – Zweitmeinung

Eine Diagnose von Prostatakrebs stellt für viele Betroffene und deren Angehörige eine enorme Herausforderung dar. Man stellt sich die Frage nach der besten Therapie, den besten Ärzten und ggf. der besten Klinik für eine mögliche Prostataoperation.

Um die bestmögliche Entscheidung für Ihre individuelle Situation zu treffen, empfehlen wir die Einholung einer Zweitmeinung. An der Universitätsklinik Essen geben wir Ihnen gerne eine zweite Einschätzung zu Ihrer Krebsdiagnose, die bereits in einer anderen Klinik gestellt wurde.