Radikale Prostatektomie: Operationsverlauf & Vorteile der Da-Vinci-Technik
Für die Behandlung von Prostatakrebs stehen an der Universitätsklinik Essen alle leitliniengerechten Therapieoptionen zur Verfügung. Da Prostatatumore ein weites Spektrum an Aggressivität aufweisen, ist eine ausführliche Beratung mit Festlegung eines individuellen Konzepts für jeden einzelnen Patienten notwendig
Gerne können Sie sich mit Ihren Unterlagen in unserer Sprechstunde vorstellen, damit wir mit Ihnen die einzelnen Optionen besprechen können:
- aktive Überwachung
- fokale Therapie
- Bestrahlung
- Operation
- multimodale Therapie
In unserer Klinik werden auch Patienten mit fortgeschrittenen Prostatatumoren mit der Da-Vinci-Technik operiert – wenn sie hierfür in Frage kommen. Sollten wir im gemeinsamen Gespräch festgelegt haben, dass Sie für die roboterassistierte radikale Prostataentfernung geeignet sind, werden Sie einen Termin zur Operation bekommen. Eine Zuzahlung ist nicht notwendig.
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Ablauf der Operation & stationärer Aufenthalt
Vor der Operation
Am Tag vor der Operation erfolgt die stationäre Aufnahme. Hier werden im Rahmen des Aufklärungsgespräches nochmals alle Details besprochen.
Anästhesist:innen erläutern zudem das Narkoseverfahren. Zusätzlich wird ein EKG durchgeführt und Blut abgenommen. Anschließend werden Sie in Ihrem Zimmer untergebracht und erhalten noch ein normales Abendessen.
Die Operation
Die Operation sieht folgenden Ablauf vor:
- Am Operationstag werden Sie in den Operationssaal gebracht. Der Eingriff findet unter Vollnarkose statt.
- Für eine bessere Sicht wird Gas in den Bauch eingebracht und der Operationstisch in 30°-Kopftieflage geneigt.
- Über sechs kleine Schnitte werden die Einführhülsen durch die Bauchdecke gelegt und der Roboter mit seinen Instrumenten angeschlossen.
- Die Prostata mitsamt der prostatischen Harnröhre und den Samenblasen wird von der Blase und der Harnröhre abgetrennt. Eine Schonung der Nerven für die Gliedsteife, die direkt der Prostataoberfläche aufliegen, ist überwiegend möglich – abhängig von der Tumorausbreitung.
- Die Lymphknoten entlang der großen Beckengefäße werden entfernt. So lässt sich feststellen, ob sich der Tumor über die Kapsel hinaus ausgebreitet hat. Neben der Diagnostik hat der Vorgang eventuell auch einen therapeutischen Effekt.
- Zum Ende der Operation wird die Harnröhre mit einer Naht wieder an die Blase angeschlossen. Noch während der Operation wird geprüft, ob die neue Verbindung (Anastomose) dicht ist.
Nach Entfernung der Instrumente wird die Haut mit Nahtmaterial vernäht, das sich selbst auflöst. Ein spezieller Hautkleber ermöglicht das Duschen bereits am ersten Tag nach der Operation.
Nach der Operation werden Sie in den ersten Stunden entweder im Aufwachraum oder auf unserer Intensivstation überwacht.
Nach der Operation
Am Tag nach der Operation dürfen Sie bereits
- aufstehen,
- sich auf der Station bewegen
- und normal essen.
Noch während des stationären Aufenthaltes wird mit dem Training des Beckenbodens durch unter Anleitung eines Physiotherapeuten begonnen. Für die Beratung – ob Sie nach der Operation eine Anschlussheilbehandlung in Anspruch nehmen wollen – steht Ihnen der Sozialdienst zur Verfügung. Auch ein Team von Psychoonkologen ist gerne für Probleme ansprechbar.
Im Verlauf des Aufenthaltes werden wir mit Ihnen das histologische Ergebnis besprechen. So wissen Sie genau, ob zunächst nur PSA-Wert-Kontrollen nötig sind oder ob die Behandlung Ihrer Erkrankung noch um eine Bestrahlung oder medikamentöse Therapie erweitern werden muss.
Am fünften Tag nach der Operation kann der Katheter nach Überprüfung der Dichtigkeit der Anastomose entfernt werden und Sie können wieder auf natürlichem Weg Wasser lassen.
Eine Entlassung ohne Katheter ist damit in der Regel möglich.
In den ersten Wochen nach der Operation sollten Sie sich körperlich noch schonen und regelmäßig Schließmuskeltraining durchführen. Sollten Sie irgendwelche Unregelmäßigkeiten feststellen, können Sie sich gerne an uns wenden.
Vorteile der Da-Vinci-Technik
Das oberste Ziel neben der Krebsfreiheit ist der Erhalt der Kontinenz – durch die Möglichkeiten des Da-Vinci-Systems ist die genaue Erkennung der wichtige anatomischen Strukturen leichter.
Die Ergebnisse der roboterassistierten radikalen Prostatektomie sind sehr gut. Dennoch handelt es sich um einen komplexen Eingriff, bei dem es manchmal zu Urinverlust kommen kann – vor allem in der Anfangszeit.
Die Schonung der Nerven-Gefäß-Bündel gelingt meistens und ist vor allem abhängig davon, ob sich je nach örtlicher Ausbreitung des Tumors die Bündel gut von der Prostata lösen lassen. Häufig ist dennoch zumindest in den ersten Monaten oder auch langfristig eine medikamentöse Unterstützung der Gliedsteife nötig.
Durch die kleinen Schnitte ist die Operation schmerzarm. Allerdings können Sie in den ersten Tagen mit Bauchmuskelkater zu kämpfen haben.
Sie dürfen die Klinik nach fünf Tagen ohne Katheter verlassen. Wenn Sie schon am dritten oder vierten Tag nach der Operation nach Hause gehen möchten, werden wir mit Ihnen einen Termin zur Entfernung des Katheters vereinbaren.
Durch die kleinen Schnitte und nur geringen Schmerzen sind die Patienten schnell wieder fit für ihren Alltag. Machen Sie sich dennoch bewusst, dass Sie eine große Operation hinter sich haben. Schonen Sie sich entsprechend noch in den ersten sechs Wochen nach dem Eingriff. Vor allem Aktivitäten wie Fahrradfahren, Kraftsport und körperliche Arbeiten, die das Tragen von mehr als fünf bis zehn Kilogramm beinhalten, sollten vermieden werden.
In der aktuellen Auswertung Prostate Cancer Outcome (PCO) Studie belegt die Klinik für Urologie des Uroonkologischen Zentrums den ersten Platz im Hinblick auf das Auftreten von Inkontinenz nach einer radikalen Prostatektomie. Berücksichtigt wurden in der aktuellen Studie insgesamt 130 deutschsprachige DKG-zertifizierte Prostatakrebszentren.
„Nachdem wir im letzten Jahren Platz 6 belegt haben, freue ich mich sehr über die herausragende Spitzenposition in der aktuellen Auswertung. Damit liegen wir trotz unserer noch eher kleineren Größe vor den etablierten Operationszentren im deutschsprachigen Raum. So ein Erfolg ist nur durch eine optimale Teamleistung zu schaffen, die neben der Pflege auch unsere Physiotherapie einschließt“, so Prof. Dr. Boris Hadaschik.
Ausgewertet werden die Daten von Patienten ein Jahr nach Behandlung. In dem Benchmarking–Bericht, welcher durch die DKG und OnkoZert im Dezember 2023 veröffentlicht wurde, werden die case-mix-adjustierten, posttherapeutischen Ergebnisse auf Zentrumsebene anonymisiert verglichen.